Allergologie

Allergie ist eine Überempfindlichkeit unseres Abwehrsystems auf einen Stoff, der normalerweise ganz harmlos ist, z. B. Blütenpollen oder Tierhaare. Einen solchen Stoff nennt man Allergen. Nachdem ein Körper erst einmal gegen ein Allergen überempfindlich geworden ist, reicht eine kleine Menge aus, um eine Reaktion auszulösen.

Tränende Augen, Triefnase und heftige Niesattacken – für viele Kinder und Jugendliche sind diese Symptome regelmäßig an der Tagesordnung. Der Spielplatz, die Radtour im Grünen oder die Streicheleinheiten für Nachbars Katze bedeuten für sie mehr Frust als Lust.

Die Allergene gelangen aber nicht nur über die Atemluft in unseren Körper. Manche Kinder reagieren auf Nahrungsmittel, andere auf Insektenstiche allergisch.

Allergien, die im Kindesalter auftreten, bessern sich manchmal in der Pubertät. Sie können sich aber auch verschlimmern oder in andere allergische Erkrankungen umwandeln.

Umso wichtiger ist es, durch eine frühzeitige und fachgerechte Diagnose die Auslöser einer Allergie festzustellen. Etwa 90 % aller Allergien werden von relativ bekannten Übeltätern verursacht. Durch verschiedene Tests können wir die jeweiligen Allergene finden und geeignete Therapien einleiten.

Wir besprechen mit unseren kleinen Patienten ausführlich, was sie und wir gemeinsam dafür tun können, damit sie das Leben in vollen Zügen genießen können. Außerdem, einiges kann man auch selber tun, um „seinen Allergenen“ zu entkommen.

 

Allergieauslöser lassen sich in folgende Gruppen aufteilen:

Inhalations-Allergene gelangen über die Atemluft in den Körper: z. B. Gräser- und Blütenpollen, Pilzsporen, Wohnungsstaub (Hausstaubmilben), Tierhaarbestandteile.

Nahrungsmittel-Allergene werden beim Essen und Trinken aufgenommen. Im Prinzip können viele Nahrungsmittel Allergien auslösen. Bei einigen ist aber die Häufigkeit besonders hoch: z. B. Milchprodukte, Eiweiß, Fisch, Meeresfrüchte, Erdnüsse, Nüsse und bestimmte Gemüsesorten.

Kontakt-Allergene berühren die Haut direkt: z. B. Wolle, Färbemittel, Kosmetika, Salben, Pflaster, Pflanzensekrete, Latex und Metalle wie Zink, Kupfer, Nickel oder Silber.

Arzneimittel-Allergene bekommt man durch Einnahme oder Injektion bestimmter Medikamente (diese sind bei Kindern jedoch extrem selten).

Insektengift-Allergene gelangen durch einen Stich in den Körper: z. B. Bienengift oder Wespengift.

 

Allergietestungen

Aufgrund der Vielfalt der Stoffe, auf die ein Mensch allergisch reagieren kann, ist eine Diagnose häufig schwierig und langwierig. Am Anfang steht eine genaue Befragung des Patienten, die so genannte Anamnese. Je nach Allergieart erfolgt die Diagnosestellung dann durch Laboruntersuchungen oder durch Testverfahren am Patienten.

Bei den Allergietests am Patienten wird ein kontrollierter Kontakt mit verdächtigen Allergenen herbeigeführt und dann die Reaktion auf die jeweiligen Stoffe beobachtet.

Es gibt verschiedene Testverfahren. Beim klassischen Allergietest wird das Allergen an der Haut verabreicht. Beim Prick-Test gelangt das Allergen durch leichtes Anpieksen der Haut unter die Hautoberfläche. Beim Patch-Test wird das Allergen unter einem gut abschließenden Verband aufgetragen. Eine allergische Reaktion erkennt man an einer Quaddelbildung, einer Schwellung und Rötung der Haut sowie am Juckreiz.

Bei einem organbezogenen Provokationstest wird das Allergen auf natürlichem Wege angeboten, also beim Heuschnupfen als Nasenspray, beim Asthma durch Inhalieren, bei Nahrungsmittelallergien durch Essen oder Trinken. Provokationstests sollten immer nur unter strenger ärztlicher Kontrolle erfolgen, da die ausgelösten Reaktionen durchaus so heftig sein können, dass eine sofortige Therapie notwendig wird. Theoretisch ist sogar die Auslösung eines anaphylaktischen Schocks möglich!

Im Gegensatz zu den Testverfahren am Patienten sind Laboruntersuchungen für den Patienten ohne jede Belastung, da hier kein direkter Allergenkontakt besteht. Für Laboruntersuchungen eignen sich Blut. Im Blut können spezifische Antikörper nachgewiesen werden. Diese zeigen allerdings nur an, dass eine allergische Reaktion vorliegt, ohne damit eine allergische Erkrankung zu beweisen.

 

Therapie

Beschwerden, die eine Allergie mit sich bringt, lassen sich durch Medikamente meist gut in den Griff bekommen. Antiallergische Arzneimittel (so genannte Antihistaminika) hemmen die allergische Reaktion rasch, aber leider häufig nur kurzfristig.

In einigen Fällen, insbesondere wenn der Betroffene z. B. nur auf wenige Pollen-Arten allergisch ist, kann eine sogenannte Hyposensibilisierung in Betracht gezogen werden. Dabei werden über einen längeren Zeitraum winzige Mengen des Allergen gespritzt und diese ganz langsam gesteigert mit der Wirkung, dass die Überempfindlichkeit abnimmt oder sogar ganz verschwindet. Die Behandlung dauert mindestens drei Jahre und wird vor allem bei schweren Formen des Heuschnupfens, der Hausstaubmilben- und der Insektenstich-Allergie eingesetzt. Bei konsequentem Durchführen sind die Erfolgsaussichten sehr gut.

Im Kindesalter ist die Vermeidung sowie Therapie der Symptome einer Allergie besonders wichtig, da so eventuell ein chronischer Verlauf vermieden werden kann!

 

Tipps und Tricks, wie man den Allergenen entkommen kann:

Grundsätzlich gilt:

  • Vermeiden Sie das Rauchen in Gegenwart des Kindes – auch schon während der Schwangerschaft. Die Reizung der Atemwege erleichtert den Allergenen den Angriff auf die Schleimhäute.
  • Waschen Sie Kleidung vor dem ersten Tragen mehrfach, um die Chemikalien zu entfernen, die beim Fertigen (durch Färben und Imprägnieren) hinein gelangt sind.
  • Verzichten Sie auf tiereiweißhaltige Creme sowie auf Badezusätze (außer medizinischen Badeölen und Salzen).
  • Lassen Sie Kindern wegen der häufigen Nickelallergie keine Ohrlöcher stechen.
  • Keine so genannten „Hygienereiniger" in Ihrem Haushalt! Übertriebene Hygiene ist für die Bildung von Allergien eher förderlich als abträglich.

Für Pollenallergiker

  • Informieren Sie sich anhand des Pollenflugkalenders und über die Polleninformationsdienste, wann die Pollen Ihres Kindes am stärksten in der Luft vorhanden sind.
  • Schränken Sie Spaziergänge sowie Sport und Spielen im Freien während der Pollenflugzeit ein.
  • Da Pollenkörner gut an der Kleidung haften, entkleiden Sie Ihr Kind nicht im Kinderzimmer und trocknen Sie Wäsche nicht im Freien.
  • Waschen Sie abends die Haare oder bürsten Sie sie gründlich im Badezimmer aus – so verringern Sie das Einatmen der Allergene während der Nacht.
  • Entgehen Sie den Pollen durch geschickte Urlaubsplanung. Geeignete Ziele sind Hochgebirge oder Küstengebiete mit überwiegenden Seewinden.

Für Milbenallergiker

  • Reduzieren Sie alle „Staubfänger“ wie Teppiche, Vorhänge, Polstermöbel und offene Regale auf ein Minimum.
  • Geben Sie Ihren Kindern nur waschbare Plüschtiere.
  • Nicht in Gegenwart des Kindes staubsaugen.
  • Benutzen Sie nach Rücksprache mit Ihrem Arzt milben- und allergendichte Bezüge für die Matratzen.
  • Lüften Sie regelmäßig und sorgen Sie für ein trockenes und schimmelpilzfreies Umfeld.
  • Benutzen Sie ein bei 60° waschbares Kopfkissen und Oberbett.
  • Entfernen Sie Luftbefeuchter und Pflanzen aus dem Kinderzimmer.

Für Insektengiftallergiker

  • Versuchen Sie rasche und hektische Bewegungen des Kindes zu vermeiden, wenn Bienen und Wespen in der Nähe sind.
  • Lassen Sie das Kind nicht barfuß über Wiesen gehen und meiden Sie die Nähe von Blumen, überreifen Früchten und Fallobst.
  • Meiden Sie farbige Blumenmuster und weite Kleidung, in denen sich die Insekten verfangen können.
  • Öffnen Sie Ihre Fenster erst abends oder bringen Sie Insektengitter an.
  • Verzichten Sie auf alle Düfte, die Insekten anlocken, wie Parfüm, Haarspray und duftende Hautpflegemittel.
  • Wird das Kind trotz aller Vorsicht gestochen, versuchen Sie, den Stachel so schnell wie möglich zu entfernen.
  • Führen Sie bzw. Ihr Kind stets das Notfallset mit.

Für Tierhaarallergiker

  • Verzichten Sie nach Möglichkeit auf die Haltung eines Haustieres.
  • Lassen Sie Ihr Kind keine Kleidungsstücke aus Schafwolle oder Tierfellen tragen.
  • Achten Sie beim Kauf von Decken, Matratzen und Möbeln darauf, ob sie Federn oder Tierhaare enthalten.
  • Verbringen Sie Ihren Urlaub nicht auf dem Bauernhof.

In Situationen, in denen sich ein Kontakt mit den Allergenen nicht vermeiden lässt, sollten Sie wirksame Medikamente bereithalten.